Corona-Effekt: Anzahl der Zweitinsolvenzen und Zweitinsolvenzen-Welle
Die Corona-Pandemie hat umfassende wirtschaftliche Auswirkungen. Um herauszufinden, wie sich die Pandemie auf bereits sanierte Unternehmen auswirkt, haben wir den Untersuchungszeitraum in „vor Corona“ (1. März 2012 bis 1. März 2020) und „während Corona“ (1. März 2020 bis 1. September 2021 unterteilt. Die Auswertung der 114 Zweitinsolvenzen hat mit dem Blick auf die Auswirkungen der Pandemie zwei Ergebnisse geliefert.
In den nachfolgenden Grafiken können Sie die Kategorien oder die Gesamtzahl der Zweitinsolvenzen durch einen Klick auf die jeweilige Position in der Legende an- und abwählen.
Anzahl der Zweitinsolvenzen während der Corona-Pandemie
Die überwiegende Anzahl der Zweitinsolvenzen (101) gibt es „vor Corona“. „Während Corona“ gibt es hingegen nur 13 Zweitinsolvenzen. (nachfolgende Grafik)
"Corona-Effekt"
© Schultze & Braun
Zweitinsolvenzen-Welle
Auf Jahressicht zeigt sich zudem ein weiterer Corona-Effekt: 2017, 2018 und besonders 2019 (jeweils 1.3. bis 28./29.2.) hat sich eine „Zweitinsolvenzen-Welle“ aufgebaut. Diese „Zweitinsolvenzen-Welle“ ist im ersten „Corona-Jahr“ (1.3.2020 bis 28.2.2021) gebrochen worden. (nachfolgende Grafik)
"Corona-Effekt" auf Jahressicht
© Schultze & Braun
Erkenntnis:
Die Corona-Pandemie hat bis September 2021 nicht zu mehr Zweitinsolvenzen geführt.
Beleg: Vor Corona (1.3.2012 – 1.3.2020) gab es bei den Zweitinsolvenzen einen Wert von 1,052 (Zweitinsolvenzen / 96 Monate). Während Corona liegt der Wert bei 0,684 (Zweitinsolvenzen / 19 Monate). Zudem ist die absolute Zahl an Zweitinsolvenzen im Jahr 2020 stark zurückgegangen. Im Jahr 2021 (1.3.-1.9.) ist jedoch bereits ein erneuter Anstieg der Zweitinsolvenzen erkennbar.
Einordnung:
Die an sich positive Nachricht (Rückgang der Zweitinsolvenzen) hat auch eine Kehrseite: Das Vermeiden von Unternehmensinsolvenzen – unterstützt durch die temporäre Aussetzung der Insolvenzantragspflicht und die staatlichen Finanzhilfen – hat während der Corona-Pandemie bislang einen Anstieg der Zweitinsolvenzen verhindert. Es ist zu befürchten, dass erforderliche Sanierungen vertagt wurden und eigentlich insolvente Unternehmen mit staatlichen Hilfen und die Tatsache, dass aufgrund der niedrigen Zinsen übermäßig viel Kapital im Markt ist, fortgeführt werden. Diese Zombifizierung der Wirtschaft kann in den nächsten Jahren durchaus zu einem erneuten Anstieg der Zweitinsolvenzen führen.